Eine Weile sahen wir uns nur an. Sie war wieder kurz davor in Tränen auszubrechen. Sie schluckte und dann nahm ich sie ganz fest in die Arme. „Es ist nicht deine Schuld. Du brauchst dir keine Vorwürfe machen!“, flüsterte ich und räusperte mich. Meine Stimme klang rau und verzerrt. „Danke. Danke, dass du bei mir warst.“ Ich schmiegte mich noch enger an sie und sah aus meinen Augenwinkeln ein Lächeln auf ihren Lippen. „Das war doch selbstverständlich. Du bist und bleibst doch immer meine beste Freundin.“ Ich musste mich zusammenreißen um nicht loszuheulen. Ich legte meinen Kopf auf ihre Schulter und ließ meinen Blick hinter sie schweifen. Da sah ich ihn. Er stand regungslos in der Tür zu meinem Zimmer. Ich blinzelte ein Paar Mal um einen klaren Blick zu bekommen. Er hatte hellbraune Haare, dazu passend braune Augen und Grübchen in der Wange, trotzdem er nicht lachte. Kein Hauch einer Freundlichkeit kam zu mir durch. Clare hatte es sich inzwischen auf meinem Bett bequem gemacht und erzählte mir von allem was ich verpasst hatte. Doch ich starrte weiter in die Augen des fremden Jungen, die mich nicht frei geben wollten. Bemerke Clare denn nicht, dass wir Besuch bekommen hatten? Ich piekte ihr leicht in ihre Hand die auf meiner Bettdecke ruhte. Sie quickte auf, unterbrach sich und sah stirnrunzelnd zu mir. Ich lenkte meinen Blick von dem Jungen auf Clare und wieder zurück. Er hatte sich nicht bewegt. Zitternd hob ich meine Hand und zeigte, so dass nur meine Freundin es sah, auf den Fremden. Ich schloss meine Augen, um mich besser auf meine Atmung zu konzentrieren. Als ich sie einige Sekunden später wieder öffnete, sah mich Clare noch verwirrter an und der Junge war verschwunden.